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Reisebericht 2004

Route: Los Angeles -> Las Vegas -> Boulder Staudamm -> Grand Canyon -> Las Vegas ->
Sequoia Nationalpark -> San Francisco -> Los Angeles
zurückgelegte Strecke per PKW: (geschätzt)
Zeitraum: Mai 2004

Vorwort:
Diesen Urlaub habe ich mit meinem Qusin Ralf und seiner
damaligen Freundin Sonja gemacht. Ralf und ich haben damals
beide regelmäßig jeden Tag unsere Digitalfotos auf dem Laptop
gesichert und dazu ein paar Zeilen Reisebereicht geschrieben.
Schließlich haben wir unglaublich viel gesehen und erlebt.
Im folgenden sind deshalb die Tagesberichte mal von Ralf
und mal von mir geschrieben. Heute, im Dezember 2007,wo
ich diese Zeilen aufbereite kann ich nur schwer noch sagen,
wer wann was geschrieben hat. Auch das wir bedauerlicherweise
das Tagebuch nicht beendet haben ist im nachhinein besonders
schade. Aber vielleicht bekomme ich mit Ralf seiner Hilfe
die Geschichte ja doch noch vollständig beenden.

 

Urlaub oder Stress?

Mitten in der Nacht aufstehen war angesagt. Um 0300 klingelt der Wecker.
Duschen, Anziehen, Aufstehen (oder war die Reihenfolge anders?) in Rekordzeit.
Klamotten ins Auto werfen, nichts vergessen? Ist das Bügeleisen auch aus?
Jens abholen und dann weitertoben zum Flughafen.
Die ganze Hetzjagd umsonst.. von wegen zwei Stunden eher da sein.
Um kurz vor fünf war der Schalter der Air France noch gar nicht besetzt.
Air France? Jahuch?! Nachdem wir uns kurz schlau gemacht haben, ist uns klar
geworden, dass Delta mit Air France gemeinsame Sachen macht.. tststs..
Unsere Flüge HAM-CDG und CDG-ATL haben jeweils zwei Flugnummern,
das muss man natürlich erstmal wissen.

Einchecken und Boarding ging stressfrei, außer, dass wir für den Anschlussflug
ATL-LAX noch keine Boardingcards kriegen konnten, "Das können Sie auch noch
in Atlanta machen, das ist kein Problem." Planmäßig sind wir dann in Richtung Paris
abgeflogen und auch rechtzeitig angekommen. Geht das zu glatt? Naja, die Probleme
kommen sicher noch. Wär doch gelacht, wenn das alles einfach zu einfach ginge..
In Paris dann zu Fuß mit dem ganzen Handgepäck das Terminal gewechselt, und
entgegen aller Befürchtungen haben wir auch alles gut gefunden. Der Anschlussflug
war nahezu perfekt, der Service stimmte und war, wie wir später feststellen mussten,
sogar besser als auf dem "echten" Delta-Flug.

In der Mittelreihe vier Sitze, von denen wir die linken drei besetzten.
Meine Sitznachbarin, Debbie, muss irgendwie vollreligiös sein,
Bibelstudium, Rosenkranz und nach dem Beten Kreuz schlagen, alles dabei. Amen.
Aber die Flugdauer hat's in sich. Mal eben aussteigen und die Beine vertreten ist ja
nicht drin, also muss man sich irgendwie anders behelfen. Dehnungsübungen, Kniebeuge.
Zwischendurch ein wenig wegdösen, so gut es geht, Lesen, TV gucken, der Bringer
überhaupt. Jede Kopfstütze hat ein eigenes LC-Display drin, so dass jeder sein
Wunschprogramm gucken kann. Oder Radio hören, jenachdem. Sogar die Kopfhörer
waren inklusive (Beim Deltaflug sollte man dafür noch zwei Dollar berappen,
naja.. dafür musste da auch das Essen selbst bezahlen, so gleicht sich das wieder aus :)
Nach der Landung in Atlanta gings zur Immigration, Mr. Suarez, der nette Grenzbeamte,
zeigte sich gleich von der unangenehmen Seite, als er so einen Schluchtenscheißer
aus Österreich zurechtwies, weil der in der Schlange erstmal eine zweite Reihe aufgemacht
hat.. Nichtmal 7.000 km von zu Hause können die sich benehmen. Die Einreise war
stressfrei, Sonja wurde gefragt, ob sie alleine reist, ich wurde gefragt was und wo
ich arbeite, und Jens wurde fast verhaftet, weil er den unteren Abschnitt des Einreiseformulars
nicht ausgefüllt hat :)

Geht das alles zu glatt? Kann doch nicht sein, dass wir jetzt in Amerika sind und
nichts schiefgegangen ist. Anschließend gings Köfferchen holen (nichtmal geöffnet worden)
und durch den Zoll. Lebendes Kleintier und Zellkulturen haben wir nicht dabei,
Milzbrand ham sie nicht gefunden, also durften wir durch. Mit sonner Art S-Bahn
gings zum Terminal, von dem der Anschlussflug gehen sollte.. und die Boardingcards,
die wir in Hamburg nicht bekommen haben? Siehste.. also geht doch was schief.

Ran zu 'nem Delta-Counter und gefragt, was wir nun machen sollen, zurückfahren zum
Ticket-schalter, oder zum Gate oder was? "Das geht ausnahmsweise auch hier" sprach
die nette Dame und eine Minute später hatte ich die Boardingcards in der Hand. Sogar mit
zusammenhängenden Sitzplätzen. Pünktliches Boarding, nach Gruppen und Sitzreihen sortiert
ging auch.. Alles zu glatt? NEIN, endlich fingen die Schwierigkeiten an.

Der Flieger glich einem alten Seelenverkäufer, dem man letzte Woche erst die Propellermotoren
abgeschraubt hat und durch die Turbinen ersetzt hat, die Inneneinrichtung stammte direkt aus
den 70ern und der Abflug verzögerte sich um mehr als eine Stunde. Erst war's in dem Vogel
arschkalt, dann ging eine Aggregat aus, dann musste der ganze Bordcomputer zurückgesetzt
und neu gestartet werden, in der Zeit kletterte die Innenraumtemperatur bis knapp an den
Siedepunkt von Wasser, nach zwei Tritten gegen die Backbordturbine sprang der Vogel auch
wieder an und es konnte weiter gehen. Nachdem wir sowieso schon knapp am Verdursten
waren, gabs auch doch schon nach zwei Stunden FLugzeit etwas zu Trinken, mit
einem kleinen Snack, bestehend aus _Salz_brezeln. Ein gepflegtes Chickensandwich
gabs zur für zahlende Gäste.. Das zu dem Thema "Service von Delta-Airline".

Alles in Allem waren wir von Abflug HAM bis Kofferabholen LAX mehr als 21 Stunden
auf den Beinen.. nun gings vom Flughafen noch per Bus zur Vermietstation von Alamo,
Leihwagenübernahme war relativ unspektakulär (abgesehen von Kompetenzgerangel
beim Personal), nen recht passablen Chevy Malibu hats für uns gegeben, weiss,
viertürer, Klimaanlage, und reichlich technischen Schnickschnack. Ein Auto um von
A nach B zu kommen, ideal für unsere Zwecke.

Überall haben wir angegeben, dass wir im Skyways Motel unterkommen, bis zu
dem Zeitpunkt wo wir es gefunden haben, konnten wir ja nicht ahnen, dass es das
nicht mehr gibt. Der Schuppen heisst jetzt Super 8 und gehört der gleichnamigen Kette an.
Ansonsten hat sich die letzten 7 Jahre nichts geändert, sah immernoch so aus wie
vorher, nur das dem Motel angeschlossene Diner hat dicht gemacht. Noch kurz
einkaufen fahren, 'ne Zahnbürste kaufen und irgendwo nen Burger besorgen - die
Männchen gehen auf Futterjagd, das Weibchen hütet das Nest. Arbeitsteilung
wie in der Steinzeit :)

Und nun? Endlich liegen - Beine hoch legen und nach 24 Stunden Action 'ne Mütze
voll erholsamen Schlaf nehmen.
Abgesehen von diversen Autoalarmanlagen und irgendeinem mysteriösen Klopfen
war das auch fast machbar. Unterm Strich ist doch alles glatt gegangen,
fast schon zu glatt.. noch haben wir die Konzertkarte ja nicht...

3000 Miles to Graceland? oder nur 300 Meilen nach Las Vegas

Halb acht aufstehen, Duschen, Koffer ins Auto schmeißen und noch in der
Motel-Lobby 'nen Kaffee schlürfen, dann ab auf die Straße.
Dank modernster Technik des amerikanischen Militärs können wir die Landkarten
Landkarten sein lassen und uns auf Navigation via GPS verlassen.
Ohne dem würden wir jetzt wahrscheinlich immer noch in LA im Kreis fahren :)
Stressfrei sind wir auf den Freeway gekommen und haben Los Angeles
in nordöstlicher Richtung verlassen, sind an San Bernadino vorbei über die I-10 und
I-15 in Richtung Las Vegas gefahren. Einen kurzen Boxenstop in dem Kaff
Dessen-Namen-Jens-nicht-mehr-weiß haben wir zur Nahrungsaufnahme im Don's
genutzt und uns kurz die Beine vertreten. Gestärkt gings wieder auf den Highway.
Während ich diese Zeilen gerade einmeißel, fahren wir durch die Mojave-Wüste,
das Navi sagt, noch 161 km bis Las Vegas. Ein Blick auf das Thermometer sagt
was von 94°F, das entspricht in etwa 34°C selbst im Fahrwind fühlt sich das
richtig warm an. Endlich im Paradies :) Die Straße erstreckt sich schnurgerade
in Fahrtrichtung, Irgendwo am Horizont lassen sich ein paar Berge blicken.
Höhenmäßig war auch alles dabei, angefangen in LA bei 17m unter NN bis
zwischendurch mehr als 1000m über dem Meeresspiegel, sind wir jetzt bei 240m,
gerade an einer Abfahrt vorbei, die in Richtung Death Valley führt.
Das soll etwas später eines unserer Ziele werden.

100 PS aus sechs Zylindern fordern ihr Recht auf die Straße gebracht zu werden.
Bei einem Tempolimit von 70 Meilen pro stunde bleiben da aber nicht viel von übrig.
Allerdings ist diese Art zu Reisen auch recht entspannend. Alle fahren gleich schnell,
es drängelt keiner, zum Spurwechsel werden großzügig Lücken gelassen.
The American Way of Drive eben. Ein Vorbild, dass in Good Old Germany seinesgleichen sucht.

Kurz hinter der Grenze zu Nevada sind wir in einem Factory Outlet Store eingekehrt,
ein mordsmäßiges Einkaufszentrum, mit einem Klamottenladen neben dem anderen.
Alle Vorurteile wurden erstmal ins Gegenteil umgedreht: Die Herren der Schöpfung
gehen shoppen und rennen mit Haufenweise Klamotten wieder raus.
Die Dame konnte sich diesmal relativ schnell entscheiden und - kehrte nach kurzer
Zeit mit leeren Händen zum Auto zurück.
Noch kurz gestärkt geht's nun los zur letzten Etappe nach Las Vegas.
Knappe 60 km noch, das Radio dudelt Country-Musik.

Las Vegas nach Kingman
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Frühstücksbuffet im Venetian war geplant. Nachdem man uns ohne Probleme
durch die Sicherheitskontrollen geschleust hat, haben wir uns den Laden
mal von innen angeguckt. Mein lieber Scholli. Wie in Venedig auf dem
Marktplatz inklusive Canale Grande. Nur Frühstück gibts da nicht.
In einem Food Court haben wir uns dann zwei Donuts mit Kaffee und
Chinesischem Huhn mit Orangensauce angetan. Oberlecker und sausüß.
Anschließend stand noch ein Abstecher zum Hilton auf dem Programm.
Eindecken mit Kaffeebechern aus dem Star Trek Experience.
Danach noch Fotoshooting vor dem Luxor und ab auf die Interstate
in Richtung Hoover Dam. Zähfließender Verkehr auf dem Staudamm,
viele Touris die zum Gucken und Knipsen da sind. Die Parkplätze
weiter oberhalb kosten wenigstens nichts. Das Wasser im Stausee
lädt richtig zum Reinspringen ab, nur leider darf man da nirgends
baden, man kommt auch nicht so richtig an das Wasser ran, alles in
mehreren Metern Tiefe. Im Anschluss stand Kingman auf dem Plan.
Lang und weilig, schnurgerade zieht sich die Interstate 93 hin,
unterbrochen von diversen Kuhdörfern und einer Baustelle.
Obwohl es ja gar nicht so geplant war, haben wir jetzt doch einen
weiteren Bundesstaat auf der Reiseroute. Arizona, Land of the Grand Canyon.

Kingman selbst ist ein typisch amerikanisches Nest,
so wie man sich das immer vorstellt. Und ein Teilstück
der legendären Route 66 fängt hier an.
Ein angenehmes Motel 6 war unsere Unterkunft für die Nacht,
der Preis mit knapp über 50$ völlig ok.

Get your kicks on Route 66
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Frühstück und Souveniershopping im Diner, dann auf die 66 in Richtung
Grand Canyon. Über Hackberry, Valentine, Truxton und Peach Springs
wollten wir nordwärts zum Canyon. Vorgelagert sind allerdings einiger
Indianerreservate, die man nur mit einer Genehmigung befahren darf.
Sowas wie Kurtaxe? Wir sind kurz vor Nelson nochmal umgedreht um in
einem Touristoffice mal nachzufragen, was sowas kostet.
Keine Chance da durchzukommen. Die nette Dame wollte uns wieder Richtung
Westen schicken, zur West Rim, aber von dort sind wir ja mehr oder weniger
gekommen. Wir haben uns dann für den Weg nach Osten entschieden, die Route 66
weiter durch Seligman durch, bis ran zum Interstate 40. Seligman ist oberurig..
Auch hier scheint die Zeit die letzten 100 Jahre stehengeblieben zu sein.
Don't pass on a slope until you have a periscope, so stehts am Straßenrand geschrieben.
Hier scheint man des Lesens noch mächtig zu sein, in Europa gibts ja nur Schilder mit
Bildchen für die Analphabeten. Alle Straßenschilder sind hier noch in gutem, lesbaren
Englisch geschrieben. Man schert sich hier wenig um Touristen, sollen die halt Englisch
lernen. Im Lilo's gibts sogar German Food, schade, dass wir hier auf dem Rückweg nicht
vorbeikommen. Weiter geht's auf der 66 bis sie in der I40 mündet. VOn da knapp 30 Meilen
bis wir nun in Williams angekommen sind. Kurz einkaufen und dann gehts weiter Richtung
Grand Canyon. Von hier ist das auch ausgeschildert.

Stau auf der letzten Meile vor dem Eingang des National Parks,
20$ später gehts aber recht zügig weiter. Der Grand Canyon ist
echt beeindruckend. Angefangen an einem Teilstück der South Rim,
ein paar Kilometer Fußmarsch ostwärts, Sonnenuntergang und anschließendes
Arschabfrieren. Ohne Sonne wird das da oben schnell saukalt.
Im dustern gings dann wieder in südliche Richtung, "mal eben" ein Motel suchen.
In jedem Hotel auf der Strecke haben wir nachgefragt,
alles belegt. Also immer weiter. In Williams (da waren wir vormittags ja auch erst)
40 Meilen südlich vom Grand Canyon National Park haben wir dasnn endlich was gefunden.
Sauteuer und ein Rattenloch. Aber 'n Dach über dem Kopf. Bisher das mit Abstand
schlechteste Zimmer. Wenn's nicht so traurig wäre, könnte man ja drüber lachen.
Ein Rummelplatz in der Nähe, und der Santa Fe Express im Nacken ließen die Nacht
kürzer werdn als sie eigentlich sein sollte.

Grand Canyon
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Nach einer sehr kurzen Nacht gehts morgens um halb acht gleich wieder auf die Straße.
Das Motel haben wir fluchtartig verlassen. Zum Frühstücken haben wir in Tusayan einen
Stop eingelegt. Auch für einen Canyon Rundflug haben wir uns entschieden. Also gings
zu Fuß vom Diner zum Flugplatz. 2-3 Stunden Wartezeit für einen 50-Minütigen Flug,
der auch noch knapp 200$ kosten sollte. No thanks, Mam. Also rein in die Karre und wieder
rein in den Park. Diesmal in östliche Richtung. Den Park haben wir dann hinter Devil's View
verlassen und sind über Cameron in Richtung Norden zu Lee's Ferry durch das Navajo Reservat.
Hin und wieder gabs am Horizont noch etwas vom Canyon zu sehen. So langsam wirds auch wieder
wärmer. Mittlerweile ist es knapp 1 Uhr mittags und das Thermometer schmeisst 82°F raus (27°C).

Lee's Ferry gibts nicht mehr, das war die Fähre um die Jahrhundertwende, die ein Reisen über
den Coloradoriver ermöglicht. Seit den 30ern steht dort eine Brücke, der Fluss ist geschätzte
50 Meter weiter unten. Friedlich und grün fließt er dahin um irgendwann am Hoover-Dam aufgehalten
zu werden. Auf der Nordseite vom Canyon wollten wir diesmal etwas früher für das Nachtlager sorgen,
nur leider war in Jacobs Lake alles ausgebucht. Weiter rein nach Kebabs Lodge haben wir uns nicht
getraut, in der Annahme, dass dort ebensowenig vacancy sein würde. Also weiter nach Norden,
die Strecke, die wir sowieso vor Augen haben. in Fredonia wollen wir mal unser Glück versuchen.
Bis dahin sinds noch knapp 30 Meilen.
Der erste Gedanke war der beste. Crazy Jug heißt der Laden, im rustikalen Blockhütten-Stil.
Auch hier sind wir mit knapp 55$ dabei. Das Zimmer sauber und freundlich.
Abendessen im Angeschlossenen Diner, freie Tischwahl - wir waren anfangs die einzigen Gäste.
Kurz nach uns kamen noch weitere drei deutsche Touristen, unsere nette Bedienung war aber
Frau der Lage und wusste souverän den Ansturm zu bewältigen.
Ansonsten ist das Nest absolut verschlafen. Wenn man am Ortseingang nicht rechtzeitig bremst,
ist man Ruck-Zuck hinten wieder draußen. Eins der Dörfer, die man aus typischen Filmen kennt.
Hier bleibt man von der Geburt bis zur Rente.

Utah - Der vierte Staat auf unserer Reise
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Ohne Frühstück gings diesmal gleich auf die Straße.
Nordwestwärts über die Staatsgrenze von Arizona nach Utah auf der Route 389,
St. George ist erstmal unser Ziel. Das Navi faselt was von 2,5 Stunden für
100 km.. seltsame Berechnung. Das Radio dudelt Rockmusik, gut gemischt.
So lässt es sich aushalten. Von St. George ist die grobe Planung südwestwärts
Richtung North Las Vegas, so dass wir von da vielleicht morgen zum Death Valley
aufbrechen können. Selbst hier im Keibab National Forest sieht man immer noch
die Ausläufer des Grand Canyon, Rote Felsen türmen sich rechts der Straße auf,
davor eine Landschaft, in der man jeden Augenblick erwartet, Wyatt Earp und
seine Gang vorbeireiten zu sehen. Eine Aussicht wie im Wilden Westen.
Naja.. da sind wir ja auch schließlich.

Leaving Las Vegas
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Nach einem weiteren Marsch durch Las Vegas am vorabend, sind wir nach einem
wie immer deftigen, fettreichen, amerikanischem Frühstück aufgebrochen,
das Death Valley zu erkunden.
Auf der US-95 gehts Richtung Westen. Links nur Wüste und Berge, rechts ebenso.
Neben ein paar Trucks, die weit entfernt flirrend in der Sonne vor uns fahren,
findet sich weiter niemand auf diesem verlassenem Highway. Wie im Film :-)

Es wird zeit das die Autos mit Autopilot ausgerüstet werden, auf den
amerikanischen Straßen könnte das ein echter Vorteil sein. Meilenweit
geht es wirklich nur geradeaus.
Da würde es schon völlig ausreichen, wenn der Computer die Spur hält und
einen Annäherungsalarm ausgibt, sobald ein anderes Fahrzeug in Sichtweite kommt.

Nachdem wir also nun die Wüste hinter uns gelassen hatten, bogen wir von
der US-395 rechts ab in Richtung bewaldeter Berge. Laut dem HB Reisebericht
soll es hier eine Menge Hotels & Motels geben, vorerst fahren wir aber nur
stundenlang durch die Berge, bis wir laut GPS eine Höhe von mehr als 2500m
erreichen und das Wetter langsam wieder Hamburgmäßig arschkalt wird.
Außer diverse Hinweise auf Campingplätze sehen wir nur Bäume und die Straße.
Kein anderes Auto, geschweige denn Menschen. Nachdem wir alle schon ziemlich
genervt sind und endlich in ein Hotel wollen, beschliessen wir von der
Hauptstraße auf eine Schotterpiste abzubiegen, in eine "nur" 4 Meilen
entfernte "Recreation Area".
Diese 4 Meilen ziehen sich mehr und mehr hin, über Stock und Stein.
Langsam kommen wir uns vor wie die Darsteller in dem Film "Wrong Turn" :-)

Am Ende der Straße, die laut Bordcomputer tatsächlich exakt 4 Meilen lang war,
finden wir nichts außer dem Schild "Campground" und einem Waldschrat,
der wohl den Platzwart macht. Auf die Frage nach einem Hotel bleibt er
zumindest aber noch freundlich und schickt uns die selbe Strecke wieder zurück.
Wo ein Hotel ist weiss er aber auch nicht.

Wieder auf der Asphaltstrecke setzen wir unseren weg fort. Wir programmieren
die Navigation auf den Ort Fairview, weil sich das irgendwie nach einem schönen Ort
anhört, indem man ein Hotel vermuten könnte.
Leider zeigt sich das die USA-Karten nicht halb so exakt sind, wie die Europäischen.
Oftmals mein der Computer wir fahren mitten durch den Wald, mal will er uns auf eine
Schotterpiste schicken, die nicht mal ein Muli schadlos überstehen würde, geschweige
denn ein Auto. Vermutlich wurden die USA-Karten per Satelit erstellt, do dass alles
was nur halbwegs nach einem Weg aussieht als Straße eingezeichnet wurde.

So kommt es denn auch, das wir uns trotz Landkarten und Satelitennavigation leicht
verloren vorkommen, als der Computer wieder mal vorschlägt, wir sollen abbiegen an
einer Straße, von der wir der Meinung sind, wir müssten eigentlich geradeaus.
Zumindest gibt es hier aber einen General-Store, so richtig im Blockhütten-Design.

Kennedy Meadows General Store
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Als wir mit unserem Stadtauto auf den Parkplatz rollen, werden wir von einem guten
dutzend Waldschraten mit ausladenden Bierbäuchen, vollen Rauschebärten und jeder mit
einer Dose Bier in der Hand beäugt und schonmal vorweg belacht. Und als wir nach
einem Hotel fragen, geht der Spaß für die Waldschrate erst richtig los.
Eine rothaarige Frau in den Mittvierzigern, die ich irgendwie für noch am ehesten
auskunftsbereit halte, flüchtet als erste, als wir auf den Store zumarschieren,
"Excuse me please".

Auf meine Frage nach einem Hotel meint der Waldschrat mit den ausgeschlagenen Zähnen nur:
"What? A hotel, here ? Good luck! Ha, ha, ha" und trollt sich von dannen.
Redneck-City, wie im Film.

Auch sonst scheint nach unserem Eintreffen irgendwie Aufbruchstimmung ausgebrochen
zu sein.. alles sammelt sich auf der Ladefläche eines Trucks und verschwindet in die Wälder.
Es findet sich aber doch noch jemand, der bereit ist uns zu helfen.
Ein Mann, Anfang fünfzig, der schon etwas zivilsierter wirkt und sich später als
der Besitzer des General Store herausstellt, gibt uns die Beschreibung zu einem Hotel
in Fairview. Dem einzigen im Umkreis. Knapp eineinhalb Stunden soll der Weg bis dahin dauern.
"10 Minuten von der Abzweigung in Richtung Süden kommt ihr zu McNally's Lodge.
Good Beer, Great Steaks. Sagt, ihr kommt von Al & Leona Hanson", sprachs und schrieb
seinen Namen auf einen kopierten Kalender. Als wir auf die unvermeidliche Frage,
woher wir denn kommen würden, antworteten: "Germany" wurde er fast herzlich.
Sein Hund hat einen deutschen Namen, schließlich ist er ein Deutscher Schäferhund.
Er hört auf den heimisch klingenden Namen "Wilhelm". Super, wir fühlen uns fast wie zu Hause :-)
Im nachhinein kam uns die Idee, wir hätten von dem General Store und seinen komischen
Eingeborenen Fotos machen sollen, nur hätten wir wohl am Ende der Reise einige
Schwierigkeiten bekommen, der Autovermietung die Schrotkugeln in den Autotüren zu erklären...

Komisch, auf der Karte sieht das alles viel kleiner aus.. der Weg vom Grand Canyon
in die nächsten zwei Dörfer war etwa genauso lang. Nach über einer Stunde Fahrt durch
den Wald haben wir das Gefühl schon unser halbes Leben hier zu sein.
Dazu kommen immer wiederkehrende zweifel, ob wir auch auf dem richtigen Weg sind.
Nachdem wir ein paar Rindviecher beobachten konnten und uns kurz die Beine vertreten haben,
sind wir weiter und kamen auch nach ca. 20 Minuten bei McNally's an. Das Firmenschild verriet
"Giant Steaks". Als Al von Great Steaks sprach, dachte ich er meine Geschmack und Qualität.
Ein Irrtum, wie sich später herausstellen sollte. Zuerst fiel uns die geschlossene Hamburgerbude
auf. "Das kann doch nicht alles sein", dachten wir uns. Der zweite Blick war schon etwas angenehmer.
Ein Lokal, rustikal eingerichtet, im Hintergrund ein paar Rednecks am mampfen. John wollte uns gleich
zwei Speisekarten in die Hand drücken, aber wir konnten ihn dann doch davon überzeugen,
dass wir die ganze Nacht da bleiben wollen. Essen sollte später kommen. Das Hotel hier übertrifft
bei weitem unsere Erwartungen und entspricht der Beschreibung des Menschen im General Store.
Die Räume sind im gemütlich warmen Holztönen eingerichtet.. eigentlich ist alles hier aus Holz.
Das erste Hotel in Amerika in dem es eine Kaffeemaschine gibt.
Dafür gibts kein Telefon und keinen Fernseher, braucht man hier aber beides nicht.
Pizzabestellen lohnt nicht - die ist kalt, wenn der Pizzajunge ankommt - und TV? Wozu?
Hier verirren sich nichtmal Funkwellen her.. nur deutsche Touristen..
Nach dem Klamottenausladen und einer wohlverdienten Dusche gings ins Restaurant.
Zwei Hamburger mit Pommes und ein Steak mit ner Kartoffel. Und hier gings los.
Der hungrige Mensch bestellt ja ein Extra-Large Steak. Man will ja schließlich auch satt werden,
nach so einer Tour. Nur dumm, wenn man nicht weiss, wieviel 24 ounces sind.
Hier sind wir nun an dem Punkt, wo man sagen kann: Block House, hier kannst Du was lernen.
Ich hatte ja keine Ahnung, dass die wegen einem Steak eine ganze Kuh schlachten.
Fünf (!) cm dick und ungefähr Schuhgröße 47, so lag der Lappen da vor mir.
Das ist nicht übertrieben, ich schwöre beim Bart meiner Mutter!
Auf dem Teller gerade mal eben Platz für ein Salatblatt und die Kartoffel.
French Fries hätten da nicht mehr draufgepasst. Und weil das ja noch nicht reicht,
kamen noch ein Korb Brot dazu, und drei Näpfe mit Cream, Butter und Lauch.
Für den kleinen Hunger zwischendurch. Mir wurde so langsam bewusst, dass Al mit
"Great Steaks" nicht nur auf den Geschmack, sondern auch wirklich auf die Größe bezog.
Das Schild am Eingang "Giant Steaks" ist wirklich nicht übertrieben. Wer hier ungesättigt
rausgeht, dem ist nicht mehr zu helfen. John und Betty blieben von unserem überraschtem
und begeisterten Gesichtsausdruck nicht unbeeindruckt und witzelten die ganze Zeit rum.

"Ist alles in Ordnung, braucht ihr noch was?"

"Du wirst doch satt, oder?" Hier fühlt man sich wirklich als Gast,
nicht nur als Kunde.

"Wie siehts aus mit Nachtisch? Eis mit Schokolade?"

"Nein, besser nicht, sonst gibts nen großen Knall".
Gut, dass ich nur das "Extra Large" genommen hab, auf der Karte gabs noch
den Stolz des Lokals. Wieviel sind eigentlich 40 Ounces?
Nach dem ausgezeichneten Mahl gabs noch einen 15jährigen Scotch aufs Haus,

"When I drink scotch, I drink this one" - Ausgezeichneter Stoff.
Der Mann hat Geschmack.
Sternklare Nacht, fast Vollmond und ein rauschender Fluss, der Kern River,
im Hintergrund. Wer hier nicht gut schlafen kann, dem ist echt nicht mehr zu helfen.

Sequoia National Forest
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John gab uns den direktesten Weg in den Sequoia National Park.
Erstmal raus aus dieser Bergwelt. Meilenweit schlängelt sich die Straße an Abhängen
und Bergen lang. Aus dem Forest raus über California Hot Springs nach Ducor auf die 65.
Die zog sich dann wieder typisch amerikanisch schnurgeradeaus nach Norden. In Exeter
sollten wir auf die 198 wieder in die Berge, In Three Rivers haben wir uns dann recht
früh einquartiert.
Die Lazy J Randch ist designmäßig voll in den 50'er Jahren stehen geblieben.. zum glück!
Denn alles ist Urgemütlich hier. Viel Grüner Rasen, allerlei blütenpracht von Bäumen und
anderem zeugs. Der Pool zentral gelegen in der mitte der anlage. Zum fluss sind es
ca. 10 minuten zu fuß, aber da der Stausee aus irgendeinem grund hochwasser hatte,
gestaltete sich der Zugang zum Wasser nicht gerade angenehm.. alles leicht überflutet.
Aber das machte fast überhaupot garnix, denn der Pool war angenehm temperiert,
wenn auch leicht mit toten fliegen überseht.. naja, besser als lebende :-)
Das spricht ja eigentlich für gut gechlortes Wasser.

Bill, eigentlich nur der Hausmeister, gab uns schonmal Schlüssel für die Zimmer.
Alles nett im Bungalow-Stil. Das Doppelzimmer war eher eine Doppelhaushälfte,
Kingsizebett, Badewanne, Kühlschrank, Microwelle, TV, Video, DVD, Klimaanlage
und - ein Gaskamin, nett, das. Und zwei obergemütliche Liegesessel.
Unsere Vermieterin hatte nen Arzttermin, wir sollten das Geschäftliche dann
einfach später regeln. So einfach geht das hier. Pool und Sonnenbade, für Sonja,
kurz Einkaufen und nen 7-Meilen-Trip nach Süden nach Lemoncove für den Rest der Bande.
Für knapp 35$ haben wir uns ein Fishing-Boat gemietet und sind zwei Stunden auf
dem Lake Kaweah rumgerockert. Zum Baden war's mir zu kalt, aber Jens konnte es nicht
lassen und ist in den See reingesprungen. Im Anschluss sind wir dann nochmal zum
Office hin um mit Joan in der Lazy J Ranch die Geschichte mit den Zimmern klar zu machen.
Die ganze Familie hat Namen, die mit J anfangen, daher wohl auch Lazy J, selbst vor
dem Hund hat die Tradition nicht halt gemacht. Josh, ein golden Retriever mittleren
Alters, ist richtig zutraulich. Ein knuffiges Tier, muss nur immer angeleint sein,
weil er zu gerne zum Baden zum nahegelegenen Kaweah River läuft.
Abendessen in der ortsansässigen Pizzeria. Stillos im McDonalds Design, Spaghetti
mit warmgemachten Tomatenmark, dafür war die Pizza um so besser.
Von den Jalapenos auf der Salamipizza sollte ich am nächsten Tag noch was haben.

General Sherman Tree
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Die Anfahrt zum Park gestaltete sich nach knapp einer halben Stunde als etwas zähflüssig.
In einer Baustelle gings erstmal nicht weiter. Der Lollipop-Mann wollte uns nicht weiterlassen.
So konnten wir wieder einmal feststellen, wie offen, locker & freundlich die leute hier sind.
Jeder der Dir über den weg läuft sagt pauschal ersteinmal "Hi, how are you?" natürlich
interessiert das niemanden wirklich, aber die Geste wirkt trotzdem irgendwie nett.
So auch die zwei Motoradrocker vor uns, auf ihren Harley's.
In knapp 2100m Höhenlage hatten wir dann endlich die ersten Mammutbäume vor uns.
Auf dem Parkplatz beim Sherman Tree haben wir uns erstmal niedergelassen und die
Bäume bestaunt. Elf Meter im Durchmesser, ein Gewicht von mehr als 1000 Tonnen und
über 80 Meter hoch. Steht auch schon eine Weile da. Das Alter wird auf 2500-2700
Jahre geschätzt.

Statt uns danach auf den Rückweg zu machen, sind wir doch durch den Park weiter
Richtung Norden, um über den Kings Canyon nach Fresno zu fahren. Moderate Temperaturen
von 27 °C machen die Fahrt sogar ganz angenehm. Von Fresno soll es auf dem kürzesten Weg
nach San Francisco gehen.
Nach sieben Tagen Natur und Landschaft pur gehts nun zur Städtebesichtigung und ans Meer.
Über die Oakland-Bridge (und zwei Dollar Wegezoll) kommen wir auf der Ostseite
nach San Francisco rein. Quer durch die Stadt fahren wir erstmal quer zur Golde
Gate Bridge. Schade, dass es so neblig ist, der obere Teil der Brücke ist
komplett in den Wolken verschwunden. Drei Quarter in die Parkuhr, und ab auf die
Brücke.. die ersten 50 Meter gehen wir noch zu Fuß, danach wirds zu kalt und zu
windig. Ein paar verrückte Surfer warten in der Bucht am Fuß der Brücke auf die
richtige Welle.. das hat total gerockt, Dude.
Sonja ist als einzige hart genug und wagt den Gang zu Fuß über die Brücke. Wir
beschränken uns da lieber auf das Auto und fahren schonmal auf die andere Seite
und warten da auf die holde Dame. Hier kostet der Parkplatz auch nichts, dafür
ist die Rückfahrt kostenpflichtig. Brückenzoll gibts hier nur südwärts, hier
kommt auch der Touristenaufschlag dazu, hier kostet es schon 5$. Zurück gehts
wieder in Richtung Innenstadt. An der Lombardstreet fragen wir in einem Motel 8
nach einem Zimmer, die erste Gegenfrage war, ob wir denn auch reserviert hätten.
Natürlich haben wir nicht. Mit Ach und Krach wollte die Dame uns dann doch
noch etwas andrehen, allerdings zu horrenden 98$ + Steuer. Danke.. wir melden
uns wieder.. Schräg gegenüber machen wir einen englisch anmutenden Pub aus, der
auch Bed and Breakfast anbietet. 65$ die Nacht und sogar WLAN, hier sind wir zu
Hause. Sonja findet die Zimmer auch obergemütlich, ich ecke an jeder Kante an,
ist nix für große Leute. Aber dafür muss man sich auch nicht mit nem Bad
rumquälen, Toiletten und Duschen sind Jugendherbergsmäßig auf dem Gang, immerhin
noch auf der gleichen Etage.
Nachmittags sind wir dann noch die legendäre Lombardstreet richtung Hafen
runtergefahren, ein Teilstück geht im Zickzack steil bergab, umringt von
knipsfreudigen Touristen. Nachdem wir noch ein wenig Achterbahn auf San
Franciscos Straßen gefahren sind, gucken wir uns das Hafenviertel an, Fishermans
Wharf. Ein Souvenierladen reiht sich an den nächsten und Sonja findet ihr Shirt
ums verrecken nicht. Selbst am Pier 39, wo sich noch einmal knapp 30 Läden auf
einen Haufen konzentrieren, wird sie nicht fündig. Seehunde gucken, Donuts
futtern, danach wieder zum Parkhaus, Auto abholen und ab nach Hause.
Hier klappts sogar mit dem Internet. Nachdem Jens sich beim Hausherren
schlau gemacht hat, mit welchen Daten der Router arbeitet, konnten wir sogar ins Netz.
Und der Hausrechner ist offen wie ein Scheunentor, aber alles unbrauchbar,
solange man nicht in der Hotelbranche arbeitet.

Chinatown
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Chinatown war irgendwie nicht so das, was wir erwartet haben, oder wir haben uns
einfach die falschen Ecken ausgesucht. Hektik wie in Peking auf dem Jahrmarkt,
viele Asiaten, die einfach nur ihren Tagesbedarf einkaufen, hin und wieder
einige Figuren, die -genau wie wir- eindeutig als Touristen zu identifizieren
sind. Fotoapparat, Hawaii-Shirt und Bierbauch, die Sonnenbrille nicht zu
vergessen. Hunger trieb uns von einem Fresstempel zum nächsten. Hier scheint die
einzige Gegend in ganz Amerika zu sein, in dem nicht im Abstand von 300 Metern
zwei McDonalds zu sehen sind. Die Auslage in den Schaufenstern der Imbisse(?!)
ließ uns allerdings ein wenig schaudern. Neben vollständigen Hühnern und
Tintenfischen guckte uns aus einer Schale etwas an, das nicht nur entfernt an
Pansen erinnert.. örks.. und Hunde bellen hier auch nicht..
There's a cat in the kettle?!
Bei Kwon Po oder so ähnlich haben wir uns doch reingetraut - die hatten auch
kein Schaufenster. Statt Eiswasser gibts hier zum Empfang chinesischen Tee und
das Essen war genießbar und durchaus preiswert. Beim nahegelegenen Italiener
wäre für das Geld nur einer satt geworden. Nachdem Jens die Restrooms aufgesucht
hatte, haben wir auch zugesehen, dass wir das Weite suchen. Man sagt ja, an dem
Zustand der Toiletten kann man den Zustand der Küche erkennen. Nichts wie raus,
gut, dass wir das nicht vorher gesehen haben. Mittlerweile sind 6 Stunden
vergangen und der Magen-Darmtrakt verrichtet noch seinen gewohnten Dienst.
Eine kurze Fahrt von einem Parkhaus ins nächste schloss sich an und wir guckten
uns ein Teil der Market Street an, eigentlich nichts anderes als die
Mönckebergstraße von San Francisco, Klamottenläden, Fresstempel, Burgerbuden,
Kuchenläden und ein ComputerStore, hallo Heimat.
Preise wie zu Hause, aber 'ne Auswahl wie in der Metro. Nur das was man braucht
bzw. sucht ist - wie zu Hause - ausverkauft.
Einmal noch zugucken, wie ein CableCar gedreht wird, eine Fahrt mal mitmachen -
Moment.. ersteres war kein Problem, aber als wir entdeckten, dass die wartende
Menschenschlange einmal um den Drehteller rumging und grob geschätzt 100 Leute
umfasste, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass man mit den Dingern nicht
unbedingt mitgefahren sein muss, um die Teile toll zu finden.

Leaving San Francisco
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Durch die Stadt sind wir morgens in Richtung Küste um dort auf dem Highway 1 zu
landen. Die Rechnung ging auch auf. Durch den Stadtpark auf den 49 Mile Drive,
eine Route, die durch die landschaftlich schönsten Teile Kaliforniens führen soll.
Am Pazifik sind wir südwärts, an San Jose vorbei nach Monterey. Hier gibts
Hügelstraßen, wie in San Francisco, eine Fisherman's Wharf, wie in San Francisco
und ein Bed & Breakfast, wie aus dem Bilderbuch. Old St. Angela's Inn, heißt der
Schuppen und ist richtig großmütterlich eingerichtet. Jens findet's kitschig, Sonja
findet`s hinreißend und ich bin müde und will ins Bett. Die Perle des Hauses hat
dann noch für zwei Stunden handgemachten Kuchen und Wein kredenzt. Da lässt man
sich nicht zweimal bitten. Früh abends hab ich dann noch im Pazifik gebadet,
allerdings nur mit den Füßen und reichlich unfreiwillig.
Scheiss glitschige Steine.
Das Hotel hat sogar einen Whirlpool im Garten, beheizt. Unser Zimmer eine Badewanne,
ebenfalls mit Whirlpoolfunktion. Muss ich morgen mal antesten.
Sonja hat Pizza oder Pastahunger, landet allerdings doch bei McDonalds. Irgendwie
kann man das nach zwei Wochen Amiland auch nicht mehr sehen. Auf der Rückfahrt
kommen wir an reichlich Pizzabuden und einem KFC vorbei, nu mag ich aber nicht mehr.
Bleibt zum Abendessen nur 'ne Banane und 'n Becher Cidertea, oberlecker.

Drivin' down the PCH
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Das Stellen des Weckers hätte ich mir sparen können, die Rotzblagen von oben haben
ab halb sieben Krach für zehn gemacht, ich wusste gar nicht, dass man auf acht Quadrat-
metern Langstreckenläufe durchziehen kann. Um viertel vor acht ging dann unser Wecker,
wie gesagt, völlig überflüssig. Wie geplant hab ich mich in unsere Whirlpoolwanne
gehauen und fast ne dreiviertel Stunde in kochend heißem Wasser verbracht, was mir fast
ein Totalversagen des Kreislaufes einbrachte. Das Frühstück bringt einen wieder nach
oben, ein Kaffee, der seinen Namen endlich mal verdient hat, Bagels, Toastbrötchen,
frisch gebackene Muffins und etwas, dass der Hausherr uns als French Toast verkauft hat.
Ein aufgeschnittenes Croissant, mit irgendner Backmischung gebacken, dazu Puderzucker
und Sirup. Vermutlich eine irre Kalorienbombe, aber egal - es schmeckt wenigstens.
Nachdem wir im Ort noch einen Safeways und einen Autozubehörhöker leer gemacht haben,
geht's wieder auf den Pacific Coast Highway, kurvenreiche Strecke direkt am Meer, im Radio
läuft 93.3, KCOC, bisher nur rockige Musik, angefangen bei ACDC, zwischendurch ZZ Top und
nun Ted Nugent, Cat Scratch Fever, unbedingt mal nach suchen!
Kurzer Zwischenstop in Hearst Castle, aber 24$ für Eintritt und eine Rundtour ließen uns
doch nur die Restrooms inspizieren, kurz was zu Kauen einwerfen und weiterfahren, nach Pismo Beach.

Pismo Beach
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ist ein auf den ersten blick recht kleines Nest, aber wie alle amerikanischen
Städte auf den zweiten blick unheimlich weitläufig. Man braucht mit dem Auto
schon eine weile um es zu durchqueren, was wir gemacht haben, nachdem wir
unser "Shell Beach Motel" bezogen haben.
Das Hotel ist natürlich bei weitem nicht so komfortabel, wie das letzte.
Aber dafür mit knapp $60 auch erheblich billiger. Es ist, wie sonst offenbar
der ganze Ort auch, voll auf die Strand & Surftouristen eingestellt.
Keine Klimaanlage, dafür aber ein mördergroßer Fernseher mit fast 100 Kanälen,
die ich inzwischen schätzen gelernt habe. Denn der Ort ist ansonsten recht
langweilig. Das Wetter ist mit knap unter 20°C immer noch recht kühl.
So das auch der wenn auch kurze trip zum Wasser, kaum rechte Motivation
in mir wecken will. Im gegensatz zu Monterey gibt es hier leider auch niemanden,
der sein Internet mit uns teilen möchte. Als ich mein Zimmer bezog, hatte ich zwar
noch volle drei punkte auf meinem Kensington, aber nun ist essig. Kein Internet über WLAN.
Wie gut das mein Freund Bier kühl im namensgleichen Schrank auf mich wartet.
Nachdem ich diese zeilen beendet habe, werde ich mein Buch zu ende lesen und
noch ein Bier zischen und dann die Kanäle Zappen bis ich müde genug bin um ohne
lange nachzudenken einzuschlafen. Eigentlich alles wie zuhause, nur ohne Internet & Telefon.

Back in L.A.
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Nach sechs stunden überwiegend langweiliger Autofahrt sind wir wieder in Los Angeles
angekommen. Und daß obwohl wir eigentlich in Malibu das Strandleben mit Sonne und Wellen
geniessen wollten. Leider aber hat sich die Preislage in den letzten Jahren hier expotentiell
nach oben entwickelt. Das "Malibu Surf Hotel" in dem wir 1997 waren, hat sich von seinem
baufälligen maroden zustand mit der 84 Jährigen Receptionistin erschreckend gut erholt und ist
nun fast völlig renoviert und hat eine bildhübsche ca. 20 jährige am Check-in, die mir mit
ihrem strahlendem lächeln doch beinahe mühelos ein Zimmer für $130 gegeben hätte.
Doch so hübsch war sie nun auch nicht, das diese Zahl nicht doch ein kleines <!Doing!>
mit anschließendem sehr stark ausgeprägten Fluchtreflex in meinem Kopf auslösten.
Das nächste Hotel, mit dem selben Charme wie die $100 absteige in Williams,
war mit seiner $85 forderung zwar schon erheblich günstiger. Bot aber immer noch zu wenig
Leistung für das Geld. Für das kitschige Bed&Breakfest in Monterey waren $85 angemessen,
aber hier in Malibu verlangte der hässliche alte Furz von der "Topanga Beach Motel Ranch"
zuviel für seine verwitterten hütten.

Also weiter gings Richtung Santa Monica.
Viele Hotels gibt es hier laut Travelbook nicht, aber offensichtlich waren auch
nicht alle verzeichnet. Unser letzter versuch war das "Channel Road Inn", ein Bed&Breakfest Hotel.
Nachdem ich mittlerweile seit einer Stunde pissen musste wie ein Stier hoffte
ich das dieser Laden endlich in unser Reisebudget passen würde. Die letzten beiden
Bed&Breakfest waren ja auch nicht so schlecht und preislich voll im rahmen.
Aber weit gefehlt "our least expensive room is $150" meinte die Empfangsdame am Eingang.
Jetzt reichte es uns.. also die Hotelführer rausgekramt.

Motel6 & Super8Motel boten nichts in Malibu, dafür aber in der nach US-Verhältnissen
"näheren" Umgebung. Wir entschieden uns für das Super8Motel am Lauren Canyon Blvd.
in North Hollywood. Pizza & Pasta, sowie Steakhäuser in der nähe, außderdem nah an
den Universal Studio's und an Los Angeles Downtown. Was ja noch auf unserer liste steht.
So weit so gut. Der entschluss war also gefasst. Jetzt noch schnell die Satelitennavigation
programmiert und auf gehts. Leider war schon nach 5 minuten wieder schluss mit Lustig.
Wir kamen in den schönsten Stau. Und meine Blase drückte immer noch. Juchuuu!!

Ralf wurde granntig, ich wurde auch langsam leicht gereitzt, nur Geburtstagskind Sonja
war die Heiterkeit in Person. Naja, wenigstens einer der sich die gute Laune nicht
verderben ließ. Kann aber in stress situationen trotzdem irgendwie nervig sein.
Der Stau nahm kein ende, aber zumindest kamen wir noch langsam voran.
Von einer Brücke konnten wir Sehen das der Interstate, über den unser
Weg führte noch mehr verstopft war.
Umgehungsstraßen wie bei uns in Deutschland gibt es in den USA nicht, so lag es an
mir via GPS & Travelbook eine alternativroute zu bestimmen. Das ging eigentlich
ganz gut, ich vergass sogar zeitweilig meinen impertinenten Harndrang.
Allerdings nur solange wir nicht durch Wohngebiete mit "Bumpern" fuhren.
Die sind hier in Californien zwar nicht so schlimm, wie die in Spanien,
setzen einer gespannten Blase aber trotzdem ganz schon zu.
Aber wie heisst es so schon in jeder Zahnarztpraxis, auch das geht vorüber.
Jetzt sitze ich hier endlich in meinem Motelzimmer, habe gepullert und fröhne
wieder einmal den Freuden des Internet. Das Motel ist vorbildlich eingerichtet.
So sauber, das man meint alles ist nagelneu hier. Nun, vielleicht ist es das ja auch.
Hier gibt's zwar kein WLan, dafür aber eine Netzwerkdose, die sogar mit meinem
gedrehten Crosslink kabel spricht.
Und alles ist im Zimmerpreis von knapp $60 mit enthalten.
Na also, es geht doch!

---- Fortsetzung folgt ---