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Tandemfallschirmsprung am 22. August 2009 in Hartenholm
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Samstag, 1. August 2009
Normalerweise feiere ich meinen Geburtstag ja im April.
Am 8. April bin ich am liebsten auf Reisen, aber danach wird für gewöhnlich
fett Party auf dem Balkon gefeiert. Aber das ging ja diesmal nicht
weil das Haus abgerissen und wieder aufgebaut wurde.
Aus diesem kühlem Grunde fand die Party diesmal am 1. August statt.
Eigentlich hätte alles wie immer sein können. Der Barde über dem Feuer,
das Schwein drinnen am SingStar-Mikrofön... aber diesmal kam es etwas anders.
Es war schon finstere Nacht, der Balkon voller Gäste, das Bier floss in Strömen
die gierigen Kehlen meiner Gäste hinab, als Uwe plötzlich das Glas
und gleichzeitig die Stimme erhob um, so wie es schien, eine Rede zu halten.
Leider ist mir der genaue Wortlaut im folgenden Delirium abhanden gekommen.
Aber inhaltlich ging es darum, daß der feierliche Anlass unserer Zusammenkunft
ja nicht nur in der Wiedereinweihung meines Domizils bestand, sondern auch
meine Geburtstagsfeier war.
Zu meinem 30. hatte ich von meinen zahlreichen Freunden eine Fussmatte mit
der Aufschrift: "Verpiss Dich" erhalten. Ein Schelm, wer arges dabei denkt :-)
Meinen diesjährigen 40. hatte ich schon fast vergessen. Mir war eigentlich nur
wichtig endlich wieder zu Hause in meiner Wohnung zu sein und die Bude
ordentlich voll zu haben. Man sagt, es waren vielleicht knapp über 40 Leute
an dem Tag zumindest körperlich anwesend.
Jetzt überreichte mir Uwe nach seiner kurzen, aber pregnanten Ansprache eine
recht große Einwegspritze mit einer feierlichen Geste.
"Ja, ähh.. danke"
brachte ich nur heraus, und
"soll ich mir das Ding jetzt rektal einführen, oder was ?
Der Stress mich um 40 Leute zu kümmern und vielleicht ein kleines bischen
Alkohol ließen langsam meine charmante Art zu Tage treten.
"Da ist was drin" flüstert Swantje mir zu
"Oh, ja..." und ich bemerke das sich mittlerweile absolute Stille auf dem
Balkon breitgemacht hat. Mit einem "Plöpp" entferne ich den Kolben aus
der Spritze und im schwachen schein der Fackeln erkannte ich eine Menge
gerolltes Papier darin. Ich lange hinein, bekomme ich nur einen Zettel zu
fassen. Whow! Das bin ja ich!

Uwe's unglaubliches Talent grafische Meisterwerke am Computer zu erschaffen
habe ich ja schon lange bewundert, aber das hier ist echt der Hammer!
Ich freue mich wie ein Honigkuchenpferd als er sagt:
"Da hinten steht auch noch was drauf"

VEREINIGTE EUROPÄISCHE EMIRATE
* EIN TANDEMSPRUNG *
ABER BEZAHLEN MUSST DU SELBER
* MIT DER FINANZSPRITZE *
Boarh!
Ich bin in der Tat erst einmal sprachlos,
und das kommt bei mir wahrhaft selten vor.
Whow!
Sage ich noch einmal, und mache mir Gedanken, ob da nicht doch ein Haken
bei der Sache ist. Aber als ich den Batzen Scheine aus der Spritze pule
verfliegt auch dieser Gedanke. Auf den ersten Blick erkenne ich mehrere
Fünfziger und nicht wenige Zwanziger, Zehner und Fünfer!
Das könnte vielleicht reichen, und wenn ich selber noch was drauflegen muss,
solls mir auch recht sein. Ich weiss ja das ich recht beliebt bin, aber *DAS*
hat mich doch ein bischen aus den Socken gehauen.
22. August 2009 - Es ist soweit
Die drei Wochen seit der Party sind wie im Flug vergangen.
Ich freue mich wie ein Schneekönig auf den Sprung, aber so entspannt wie ich
den Tag angehen wollte ist er doch nicht geworden. Eigentlich wollte ich ja noch
duschen bevor ich springe, damit ich im Sarg auch gut aussehe, wenn sich der
Schirm nicht öffnet. Aber wie immer im Leben, erstens kommt es immer anders
und zweitens als man denkt. Und so rollen wir kurz vor meinem Termin in Hartenholm
auf den Parkplatz. Am Telefon habe ich schon erfahren, das es wohl ein bischen
später werden kann als 17:00h. Bei der Anmeldung hatte man mir mitgeteilt,
daß es durchaus auch 20:00h werden könnte, je nach Wetterlage.
Jetzt kommt der Moment der Wahrheit, im Clubhäusschen muss ich ein Formular
ausfüllen und dafür unterschreiben, daß ich noch klar bei Verstand und in körperlich
bester Verfassung bin. Also, wenn ich schon zweimal gelogen habe, dann brauche
ich bei meinem Gewicht ja eigentlich auch nicht so ehrlich sein, oder ?
Anschließend gehts ans Eingemachte... €50,-- musste ich schon per Abbuchungs-
ermächtigung zahlen. Jetzt fragt mich der Mann an der Kasse, ob ich für nur €20,--
mehr auch noch viele schöne "Hochauflösende" Fotos haben möchte. Na klar will
ich, ist ja nicht mein Geld :-)
264,-- €uronen blättere ich schließlich auf den Fliegenumschwirrten Tisch,
dafür gibts dann hinterher 'ne VideoDVD und 'ne FotoCD.
Tja, und dann heisst's warten. kann noch 'ne Stunde dauern bekomme ich zu hören.
Auch gut, zeit für ein bischen klönschnack mit meinen mittlerweile eingetroffenen Fans.
Dann gehts los.
Thorsten heisst mein Tandemmaster. Ein kräftiges Kerlchen, vielleicht mein alter,
er ist etwa 1,90 groß und kommt recht sympathisch rüber. Aber irgendwie muss ich
spontan an Implantate denken, so kantig sind seine Gesichtszüge. Naja, egal.
Er begrüßt mich mit einem kräftigen Händedruck und sucht gleich eine Kombi für
mich raus, die ich beim Sprung tragen werde. Jetzt noch ein Gummihelm, mit dem
ich ziemlich blöd aussehe und ab gehts auf den Rasen, wo ich im Sonnenlicht und
vor der Kamera meine Einweisung für den Sprung bekomme. Man merkt die Jungs
machen das hier recht häufig, denn alles läuft sehr routiniert und professionell ab.
Wobei ich aber nicht ein einziges mal das Gefühl bekomme wie ein stück Fleisch
behandelt zu werden, so wie etwa beim Arzt oder bei Karstadt.
Mein Kameramann verbreitet eine "Hurra!" Stimmung, die nicht gespielt wirkt und recht
ansteckend ist. Bekleidet mit Anzug, Narrenkappe & Sprunggeschirr schreiten Thorsten,
mein Kamermann und ich zusammen mit den anderen Tandem & Solospringern auf das
Flugfeld. Gleich wird der Flieger landen und uns auf ca. 4.000m höhe bringen.
Es mag wie prahlerei klingen, aber ich vermisse ein bischen die nervöse Anspannung,
die einer solch aufregenden Sache eigentlich vorrausgehen müsste. Aber das kommt
vermutlich, wenn ich erstmal in der Machine sitze. Es ist schon ein Kreuz, wenn man so
eine coole Sau ist :-)
Dann kommt der Vogel, und ich muss schon wieder in die Kamera grinsen und das
Daumenzeichen machen. Ich bekomme jede menge Regieanweisungen, aber es macht
Spaß. Auch wenn ich hinterher als ich das Video sehe den Eindruck habe das es ein klein
wenig albern wirkt. Aber schließlich geht es hier ja auch nicht um das Ende der Welt,
sondern um Jux & Dollerei!
Einer nach dem anderen kriecht in die Turboprop(?) und setzt sich entgegen der Flugrichtung
auf den mit Plastikschwellen verschraubten Boden. Rückwärts gestartet bin ich auch noch nie.
Anschnallen muss ich mich hier auch nicht, aber alle Springer klinken sich in so Ösen in der
Bordwand ein. Vermutlich ist das für den kleinen Schirm, der den Großen herrauszieht wenn
es soweit ist. Gurte oder Griffe im Flugzeug wären auch gar nicht nötig, wir sitzen alle so dicht
bei einander, das Flugzeug müsste schon senkrecht in eine Richtung stehen, damit sich überhaupt
irgendetwas bewegt.
Ein bischen unbequem ist das schon, hier so auf den Schwielen zu sitzen, aber es dauert nur
rund zwanzig Minuten. Während des aufstiegs hat Thorsten immer wieder ein paar erklärende
Worte parat, so zum Beispiel daß wir bei 1.500m aussteigen werden, oder das da hinten ist
die Ostsee, die Kieler Bucht, u.s.w... es soll ja auch nicht langweilig werden.
Dann ist es soweit und wir passieren die 4.000m Marke. Für die nächsten zweieinhalb Kilometer
abwärts werde ich nur 50 Sekunden brauchen. Jetzt bin ich aufgeregt und ich merke wie sich mir
schon jetzt ein Grinsen ins Gesicht schraubt, daß ich noch den Rest des Tages aufbehalten werde.
Sandra springt, der erste Kameramann springt das erste Tandem springt, und dann bin ich dran.
Mittlerweile sitze ich bequem auf Thorstens weichen Oberschenkeln, hätten wir das nicht gleich
so machen können ? :-)
Jetzt wird es ernst, wir sitzen zusammen an der Ausstiegsluke. Meine Beine baumeln am Flugzeugrumpf
im Wind und ich mache mir über die -8°C Außentemperatur noch nicht viel Gedanken.
Letzte Anweisungen, Hände ans Tragegeschirr, Kopf in Nacken und Thorsten springt mit mir vor'm Bauch
aus dem Flugzeug.
OH SCHEISSE, ICH FALLE!!!!
.
.
.
. . . . Boarh, ey.. ist das Geil!
Unter mir nichts, als die bodenlose leere und 4 Kilometer tiefer das platte Schleswig-Holsteinische Land.
Die Luft ist kalt, aber nicht wirklich unangenehm. Dennoch bin ich froh etwas auf dem Kopf zu haben.
Ich sehe mich in alle Richtungen um und nehme die grenzenlose Freiheit hier oben wahr.
Ein eigenartiges Gefühl so völlig ohne was in der Luft zu hängen.
Den Mann über mir nehme ich zu diese Zeitpunkt überhaupt nicht mehr wahr.
Die Gurte hingegen schneiden sich mir mit entschiedener Entschlossenheit in die Innenseite
meiner Oberschenkel. Vor dem Sprung hatten mich die jungs vorgewarnt, daß es "unangenehm" werden
könne. Dabei haben sie das Gesicht so komisch verzogen, das ich für einen Moment geglaubt habe ich
würde nach der Landung im Knabenchor singen. Aber jetzt hier oben in ein paar tausend meter höhe ist
es im wesentlichen nur ein unangenehmes ziehen was vermutlich durch die nicht exakt sitzende Kleidung
verursacht wird.
Für einen Fallschirmsprung habe ich wirklich nur das allerbeste Wetter erwischt. Nur ein paar sehr kleine
Wölkchen, die man aber nur vom Boden aus wahrnimmt. Hier oben kann ich tatsächlich die Ostsee und
die Kieler Bucht sehen. Ich bekomme den Mund vor staunen kaum zu. Und jetzt fällt mir auch auf, daß ich
durch den Mund atme. Schmeckt irgendwie komisch die Luft hier oben, etwas sauer... und körnig?
Ich habe nicht direkt schwierigkeiten beim Luftholen, aber so richtig gut geht das auch irgendwie nicht.
Mir fällt wieder ein was Thorsten unten noch gesagt hat, entweder durch die Zähne, oder durch die Nase
atmen.
Hmm... das geht schon viel besser.
Jetzt kommt auch der Kameramann "angeflogen" und ich habe diesmal überhaupt kein Problem damit
besonders breit zu grinsen und beide Daumen an den ausgestreckten Armen der Kamera entgegen
zu strecken. Wie sich später herausstellt hat so ein Fallschirmgrinsen auch noch eine ganz besondere
Qualität. Durch die hohe Windgeschwindigkeit im freien Fall werden die Gesichtszüge ganz automatisch
hochgedrückt, was auf den Fotos die ich hinterher sehe, zum schreien komisch aussieht :-)

Ich bin so fasziniert von dem Erlebnis, daß ich gar nicht mitbekomme wie mein Tandemmaster
über mir faxen für die Kamera macht. Das sehe ich erst hinterher auf dem Video. Meine Fresse nocheins!
Was muss ich nur für viele gute Freunde haben, daß die so viel Geld für mich zusammensammeln das es
für den Sprung, das Video und das Fotopaket reicht! Das kann ich ja nie wieder gut machen!
Danke Leute!
Thorsten schlägt mir den "Flügeln" wie ein Albatros, macht noch einmal
das Daumenzeichen und fliegt anschließend drei schnelle Pirouetten mit mir.
Jetzt wird mir ein bischen über von der dreherei... ob hier oben schon mal jemand gekotzt hat ?
Das wäre für den mann hinter mir sicher nicht so gut.. der Begriff "gefundenes Fressen" schiesst
mir dabei durch den Kopf :-) Ich muss schon wieder lachen, und das vertreibt schlagartig jede Übelkeit.
Dafür spüre ich wie mir schlagartig ein kräftiger Ruck durch und durch geht.
Was ist denn jetzt los? Ist was kaputt ?
Nein, wir sind nur unter 1.500m gefallen, die Sicherheitsgrenze für Tandemspringer.
Die Solospringer können runter bis auf 800m. Deshalb ist mein Kameramann auch schon am Boden,
als ich wenig später lande. Vorher aber, fliegen wir am Fallschirm hängend noch ein bischen in der Gegend rum.
Thorsten dreht noch eine schöne Runde, die diesmal richtig Spaß macht. Als wir im Landeanflug auf das Sprungfeld sind,
geschieht etwas merkwürdiges.
"Steig mal auf meine Füße, ich klink Dich jetzt aus"
Ähh.. häh? Wie? Was??
Aber ich tue wir mir geheissen, und tatsächlich klinkt er die unteren beiden Halterungen meines Tragegurtes aus.
Ein wahrhaft eigenartiges Gefühl, wenn das passiert, daß kann ich wohl sagen!
Aber der Hintergrund des ganzen ist natürlich, das wir beide mehr Bewegungsfreiheit bei der Landung brauchen.
Die Landung zu zweit ist das komplette gegenteil, von einer Elfe die auf einem Grashalm landet.
Mit aller Kraft umfasse ich meine Beine in höhe der Kniekehlen und ziehe sie nach Vorne
und so landen wir Beide, im wahrsten Sinne des Wortes, auf dem Arsch!
Schade, daß es schon vorbei ist!
Ich würde am liebsten gleich nochmal rauf, aber dieses mal müsste ich selber bezahlen.
Hmm.. vielleicht näches Wochenende.. Nee.. dieses Jahr ganz sicher nicht mehr.
Bin völlig abgebrannt. Aber irgendwann spring ich ganz sicher noch einmal!
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