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Reisebericht 2009 vom 6. bis 16. April

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                                            Prolog:




Montag, 6. April 2009

Es fing an wie in jedem guten Horrorfilm. Mein Geburtstag kam und
wie immer hatte ich in der Woche Urlaub und mir vorgenommen wegzufahren.
Doch erstens kommt es immer anders und zweitens als man denkt.

Nicht genug, das ich seit jetzt fast mehr als 20 Tagen in meiner
Übergangswohnug hausen muss und dementsprechend meinen Scheiss
für die Reise nicht finde...

Aber der Reihe nach. Montag der 6. April ist mein erster Urlaubstag
und ich mache meinen Kurztrip nach Bremen um mein 2-Sekunden Zelt
dort ab zu holen. Denn leider git es das nur dort. Aber das ist eine
andere Geschichte.

Mit meinem schicken neuen Zelt im Kofferraum düse ich also in Bremerhaven
auf die Autobahn. Wie immer ist da die Bahn frei und ich kann das Eisen bis auf
230 hochpeitschen, Hossa! Aber hinter Bremen beginnt die Baustelle, die sich
bis nach Hamburg frisst. Deshalb verlasse ich die Autobahn und fahre über
die Dörfer nach Hamburg. Doch was ist das ? Eines meiner 150 Pferdchen
hat wohl durchfall, denn plötzlich kommt nur noch Scheisse, wo sonst Leistung
ihr Recht auf die Straße verlangt.

Mist! So mitten in der Pampa plötzliche keine Power mehr könnte mir fast
die Laune verderben. Aber was macht ein erfahrener Computerfachmann,
wenn irgendetwas nicht geht ? Richtig, er startet die ganze Sache erstmal neu!

Und tatsächlich, mal eben rechts ran in die Botanik, den Motor aus und
checken ob ich meine ADAC-Mitgliedschaft zu früh gekündigt habe...
Nein, der Vertrag läuft noch bis Juni. Puuuhhh...

Spielt aber auch keine Rolle, nach dem Neustart schnauben alle Pferdestärken
wieder röhrend aus allen löchern, die Räder scharren im Dreck
und lassen eine lange Spur hinter sich, während ich gen Osten hinFord fege.
http://www.adac.de Später in Hamburg stelle ich dann beim Zündkerzen wechseln fest, daß

So gesehen, gut daß mir das auf dem Kurztrip passiert ist :-)
Im Vergleich zu einer letzten Quer-durch-Deutschland-Tour vor zwei Jahren
Ist die Karre jetzt Topfit! Bremsscheiben & -klötze vorne & hinten neu
Bremssflüssigkeit zum allerersten mal (!) gewechselt, Luftfilter neu,
und jetzt auch die Zündkerzen.. was kann da noch schiefgehen ?


Dienstag, 7. April 2009

Eigentlich wollte ich heute ein bischen mit meinem neuen Zelt rumspielen.
Also aufbauen & abbauen, damit ich auf dem Campingplatz nicht wie ein Idiot
darstehe mit meinem tollen neuen Zelt. Aber statt dessen grabe ich in den
unendlichen tiefen meiner 12.000 Umzugskartons nach meinem Schlafsack
und den unterleg Matten. Früher waren die immer unter meinem Bett, bzw. auf dem
Boden. Höchstens noch im Keller hätte ich vielleicht suchen können,
aber jetzt ? Grmblfx! Man findet einfach nix wieder!


Mittwoch, 8. April 2009 mein Geburtstag

Hätte ich meinen Schlafsack gestern noch gefunden, wäre ich jetzt vermutlich
längst auf Achse. Am abend bin ich aber dann doch froh, daß ich es nicht bin.
Vati liegt mit 'nem verdacht auf Herzkasperklappenkranzgefäßkatarr im Krankenhaus,
erzählt mir meine Mutti schluchzend am Telefon. Mit so einer Nachricht im Ohr kann
ich nicht beruhigt in den Urlaub fahren. Also Morgen erstmal los, den Alten zur Ordnung
gerufen! Hier wird nicht gestorben! Erst recht nicht, wenn ich in den Urlaub fahren will!


Donnerstag, 9. April 2009

Wird alles nicht so heiss gegessen, wie's gekocht wird.
Der alte Sack sieht zwar scheisse aus, aber das war vorher auch nicht anders.
Wie gut, daß ich nie zur See gefahren bin. Ich werde mit fast 78 sicher
besser aussehen. Naja, auf jeden fall ist er gut versorgt, da muss ich ihm nicht
auch noch auf den Sack gehen.

"Sieh bloß zu, daß Du hier rauskommst, sonst komme ich und hol Dich!!"
rufe ich ihm noch beim gehen zu, darüber lacht er nur.. alles ist okay.


Freitag, 10. April 2009 (Karfreitag) - Hameln & Alsfeld (Tag 1)

Endlich gehts los.
Mein erstes Ziel ist die etwa 200km entfernte Rattenfängerstadt Hameln.
Vorher Tanke ich nochmal für Osterhafte €1,24 den Tank so richtig schön voll.
Wer weiss, wann es wieder was gibt, und was der gute Stoff dann kostet?

Waschen würde ich die Kiste auch gerne... nochmal.. nachdem ich auf dem
Rückweg von Bremen so richtig schön mit meinen glänzend sauberen Auto
durch ein paar riesengroße Pfützen geprescht bin. Warum ?
Das Navi hat gesagt, bieg mal hier rechts ab, bassd scho'.
Nagut, denke ich mir.. wenn das Navi das sagt. Der Weg war ja richtig, nur
die Pfützen gehörten definitiv nicht dahin!

Aber am Karfreitag ist Essig mit Autowaschen, die Waschanlage an der
Steilshooper Allee ist mit Hütchen als Geschlossen gekennzeichnet.
Und auf selber waschen & schrubben hab ich kein Bock. Wenn ich jetzt noch
rumpütscher, komme ich ja nie los.

Also los, auffie gehtsie. Hossa auf die Autobahn.
Der Weg dorthin ist noch verhältnismäßig frei, bis Mundsburg komme ich
noch flott durch. Aber ab Berliner Tor wird wieder grundlos geschlichen.
Aber egal, hinter den Elbbrücken fliesst der Verkehr entspannt mit 120 km/h
in den Süden. Ich würd zwar gerne mal den Hahn aufreissen, aber dafür ist
die Bahn doch noch ein bischen voll und ich bin auch nicht so richtig in der
Stimmung für ein bischen Warpspeed.

Navi führt mich zielsicher bis in das Stadtzentrum von Hameln.
Naja, fast. Ich parke in einer verlassenen Seitenstraße in der Lieferranteneinfahrt
von Karstadt. Irgendwie scheints der Stadt nicht so gut zu gehen. Auf der
herfahrt sind mir ungewöhnlich viele leerstehende Geschäfte aufgefallen.
Und das so mitten im Stadtzentrum? Merkwürdig...

Irgendwie gabs da auch nicht viel zu knipsen,
deswegen an dieser Stelle kein Foto von Hameln

Hameln ist'ne nette kleine Stadt, die man ruhig mal besuchen kann.
Die Leute dort sind echt stolz auf ihre Ratten. Überall findet man hinweise
auf die Geschichte mit dem Rattenfäger. So zum Beispiel im "Rattenkeller",
oder ein Buchladen der sich mit "Stoff für Leseratten" schmückt.

Aber so richtig die Wurst vom Teller gerissen hat die Stadt irgendwie nicht,
deshalb bin ich auch gleich weiter in Richtung Alsfeld.

Aber bevor ich dahin fahre kümmere ich mich um eine Unterkunft für die Nacht.
Da mein ganzes Schlafsack geraffel noch in irgendeinem Karton Zuhause
in meiner Umzugshöhle rumliegt, werde ich nicht wie sonst auf einer Couch sufen
sondern mir ein Hotel nehmen. Schließlich kann ich nicht erwarten, das jeder
Couchsurfing Gastgeber für mich Laken & Decken bereithält. Und am Ende
noch Nachts zu frieren will ich ja auch nicht. Deshalb habe ich mir schon in Hamburg
aus dem Hotelverzeichnis HRS im Internet eine günstige Unterkunft in der nähe von
Alsfeld ausgesucht.

TomTom6 führt mich von der Autobahn über die Landstraße an eine Abzweigung
vor einem Dorf. Nach etwa 200m steht oben auf dem Hügel einsam und verlassen
ein Haus. "Das muss es wohl bald sein" denke ich mir. Aber weit gefehlt
wie immer, wenn man nach Navi fährt, wird es abenteuerlich...

Durchfahrt verboten - Ausgenommen Landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge
Naja, irgendwie kurbele ich ja schon die Wirtschaft an, also was solls, die Straße ist
asphaltiert - ich geb Gas. Langsam rolle ich über die schmale Straße, die meinem Ford
gerade genug Platz bietet. Das Gelände ist recht hügelig, aber dennoch gut überschaubar.
Na, jedenfalls bis zu dieser Kurve. Die Straße macht eine 90° knick nach links und führt
dann steil Bergab. Aber es ist kein Trecker und keine Kuh in sicht, und so gehts den Hügel
runter, durch den Wald, den Hügel wieder hoch und dann bin ich auch schon am Ziel.

Doch hier siehts so ganz und gar nicht nach einem Hotel aus. Auch das Wort "Rüstzeitheim"
das ich irgendwie entdecke, und die vielen Y- Kennzeichen an den Autos lassen mich eher
an eine Einrichtung der Bundeswehr als an ein Hotel denken.

Na, was solls, gehe ich mal rein.
Der Schuppen hat von außen schon ein wenig Ähnlichkeit mit den Einrichtungen die ich aus
meiner BW Zeit kenne. Eine große Halle in der der Rezeptionstisch ein wenig verloren wirkt.
Noch dazu ist kein Mensch da. Es herrscht To-ten-stille.
Aber nicht lange nachdem ich den Raum betreten habe, kommt eine Frau von irgendwo her
und begrüßt mich mit ihrem "wie-kann-ich-Ihnen-helfen" Lächeln in einer leicht devoten
Haltung.

Ich erkundige mich also erstmal, ob hier überhaupt richtig bin, denn schließlich habe ich hier
nirgends das Wort "Hotel" oder etwas ähnliches erblickt.
Ja, sagt sie, wir sind ein Tagungsort, aber ich kann auch ein Zimmer bekommen. Und dann
erfahre ich, daß dies tatsächlich eine Einrichtung der Bundeswehr ist in der ganze Familien
untergebracht werden. Aber quasi so nebenbei auch ab & zu mal als Hotel am Markt ist.

Mittlerweile sind auch ein paar Kinder aufgetaucht die links von uns auf dem Flur rumtoben
und dabei nicht unerheblich viel Lärm verursachen. Meinen leicht angewiderten Blick
diesbezüglich muss die Dame wohl bemerkt haben, denn sie zeigt mir mein Zimmer auf der
anderen Seite des "Flügels". So habe ich weit ab von den schreieneden Blagen quasi das
ganze Haus für mich allein. Überhaupt habe unheimlich viel Platz. Mein "Zimmer" ist eigentlich
ein Appartment und besteht genau genommen aus Küche, Klo, eigenem Flur, einem Wohn- und
Elternschlafzimmer mit großem Balkon sowie einem zweitem Raum, der wohl aus Kinder-
schlafzimmer gedacht ist.
Ich habe nicht nachgemessen, aber das ganze hatte sicher seine 50-60m².
Das ganze für nur €22,-- ? Respekt!

Nagut, wenn ich jetzt schreibe Assa von Kram Haus in 34576 Homberg - Hülsa weiss natürlich
auch gleich jeder, daß das nahe der Weltstadt Alsfeld liegt ;-)
Nachdem ich also das nötigste auf's Zimmer gebracht habe, mache ich mich auf den Weg
nach Alsfeld, weswegen ich ja eigentlich hier bin.

Alsfeld ist rein auf den ersten Blick kleiner als Hameln und kommerziell augenscheinlich
auch noch nicht ganz so Touristisch erschlossen. Schon allein deswegen finde ich die Stadt
wesentlich reizvoller. Die meissten Gebäude sind durch die Jahrhunderte krumm & schief,
was der Stadt einen gewissen mittelalterlichen Charme verleiht. Außerdem stehen alle Häuser
relativ dicht bei einander, was wie ich finde irgendwie gemütlich wirkt.



Als die Dämmerung immer weiter voranschreitet, mache ich mich auf den Rückweg in mein
Hotel. Die Nacht ist so finster, wie ein dunkler Bärenarsch, als ich die Autobahn verlasse
und wieder über die gesperrte Straße durch Feld und Wald meiner Unterkunft entgegenrolle.
Eigentlich möchte ich im Tiefflug über die Felder preschen, aber ein unbestimmtes Gefühl
in meinem Bauch läßt mich langsamer fahren als sonst. Gut so!
Denn kaum bin ich über den Hügel, stehe ich in einem Meer aus Flammen!

Etwa 30 bis 40 Fackelträger stehen mir plötzlich im Weg. An ihren Gesichtern kann ich
ablesen das wir beide etwa das selbe denken, nämlich: "Was machen die/der denn hier ???"
Bei Tempo 140 würden zumindest die ersten 20 eines fernen Tages vor dem Tor zur Hölle
auf mich warten. Es ist doch immer gut, auf seinen Bauch zu hören :-)

So, nimmt die Situation einen recht unspektakulären Verlauf, die Vorhut springt über den
Straßengraben und gibt den anderen Zeichen diesem Beispiel zu folgen.
Im vorbeifahren sehe ich, daß es hauptsächlich Kinder sind die mir im Weg standen.

Hätte ich die umgefahren hätte ich den Wagen nicht nur waschen, sondern auch noch
dampfstrahlen müssen um Knochensplitter, Haare, Blut und Gehirnmasse wieder aus
meinem Kühler herrauszukriegen! Das Auto stinkt echt ewigkeiten, wenn man dabei
auch nur das kleinste pfitzelchen übersieht. Naja, noch mal Schwein gehabt.

Hundert meter weiter im Hotel parke ich meinen Ford auf dem Weltbesten Parkplatz
direkt vor der Tür, greife mir mein kühles Sixpack-Bier aus dem Kofferraum und
verschwinde in den unendlischen Weiten meiner Zimmer. Erst jetzt fällt mir auf, daß es
hier ja gar keinen Fernseher gibt! Sacrebleu!
Okay, ich vermisse das Ding nicht wirklich, aber ich fand die Tatsache doch zumindest
so ungewöhnlich, daß sie hier aufgeführt werden sollte.

Die Zimmer sollen alle mit kostenlosem WLan ausgestattet sein, was aber just an diesem
Tag nicht funktioniert, Merde! Meine mitgenommene UMTS-Lösung funzt zwar, jedoch
kriechend langsam. Man merkt hier bin ich am Arsch der Welt. Was solls, ich hab ja noch
mein Buch dabei, daß läuft auch ohne Strom & Internet.


Samstag, 11. April - Worms & Speyer (Tag 2)

Der nächste Tag beginnt früh. Um halb fünf stehe ich das erste mal auf und schließe die Tür
zum Balkon, weil der morgendliche Nebel hereinzieht und die aufgehende Sonne so eine
"Du-musst-aufstehen"-Stimmung verbreitet. Zuhause sind die Fenster mit Spiegelfolie verklebt,
oder wenigstens mit Jalousien verhangen, so daß ich dort problemlos bis Mittag schlafen kann.
Hmmm... aber andererseits fahre ich ja auch nicht tausende von Kilometern nur um den ganzen
Tag im Bett liegen zu bleiben, noch dazu alleine. Als ich um 08:00h ein zweites mal wach werde,
stehe ich deswegen auf. Die Sonne scheint, kein Wölkchen am Himmel, der Tag kann beginnen!

In Gedanken mache ich mich Zähneknirschend auf eine Bande schreiender Kinder zum Frühstück
gefasst, aber anstatt dessen gibt es frische Brötchen, Wurst, Schinken, Marmelade u.s.w. an einem
"kleinem" extra Tischchen nur für mich ganz allein. An dem Tisch würden locker acht Leute Platz finden.
Aber die nette Dame von gestern Abend muss wohl meine Gedanken gelesen haben, hmm.. naja
aber vielleicht wird hier ja auch einfach nur jeder charismatische überdurchschnittlich gut aussehende
Hamburger Urlauber so entgegenkommend behandelt :-)

Denn kaum das ich den Frühstücksraum betrete kommt sie mir entgegen und lotst mich zu eben
jenem Tisch. Der Frühstücksraum ist eher ein Saal, und es wirkt ein bischen wie im Manschaftsheim
der Bundeswehr. Naja, die Jungs sollen sich ja hier wie zu Hause fühlen.
Ganz im Gegensatz zur BW habe ich wohl selten einen so reichhaltig gedeckten Tisch gesehen.
Denn neben Brötchen, Wurst, zwei sorten Marmelade, Nutella, Kaffe und Orangensaft
werden mir frisch aus der Küche auch noch zwei sorten Jokurt gebracht, es liegen jede menge
Schokoladeneier auf dem Tisch und sogar ein lecker Obstsalat duftet mir direkt auf meinem Tisch
entgegen. Zum Teufel! Wo soll ich das alles hinessen ??? Mitnehmen geht schlecht, aber hier
lassen kann und will ich das Zeug auch nicht. Nunja, ein guter Tag beginnt mit einem guten Frühstück.

Und so ist es fast 10:00h als ich endlich auschecke und die mehr als lächerliche Summe von €22,--
für mein riesiges Zimmer und das fürstliche Frühstück mit einem süffisanten Lächeln bezahle.

Worms und Speyer sind beides Städte an denen ich zwar nicht primär interessiert bin,
die aber auf meiner Route nach Strasbourg, wo ich immer schon mal hin wollte, liegen.
Auf beide Städte wurde ich unter anderem durch das Bestatterweblog aufmerksam.
Worms liegt etwa 1½h von meiner jetzigen Unterkunft in Hülsa bei Homberg an der Efze entfernt.
Aber weil ich ja im Urlaub und nicht auf der Flucht bin, entscheide ich mich für die Fahrt auf
der Landstraße. So früh am Morgen möchte ich auch lieber durch die Landschaft gleiten,
anstatt über die Autobahn zu Rasen.

Das Wetter ist perfekt zum Autofahren, die wenigen Wolken tauchen das morgendliche Sonne
in ein samtweiches Tageslicht. Und so finde ich es fast schade, als ich in Worms ankomme.
Im Bestatterweblog war zu lesen, das die Stadt Worms unter anderen einen über 1000 Jahre
alten jüdischen Friedhof hat, der laut Wikipedia der älteste in Europa sein soll. Den will ich mir
ansehen. Nicht das ich mit der Religion irgendetwas verbindet, mein Stern hat fünf zacken, allein
sein Alter macht das Ding irgendwie interessant.

Das Navi führt mich in die nähe des Wormser Doms, wo ich mich auf einem Parkplatz vor irgend
einem Amt ohne mir ein Ticket zu ziehen kackfrech hinstelle. Noch zu frisch ist die Erinnerung an
meine Reise nach Klagenfurt vor zwei Jahren. Scheissviel Geld füs Parken und die Stadt total
uninteressant. Aber das nur nebenbei.

Der Dom zu Worms ist für asiatische Touristen offenbar der echte Superkracher. Denn hier laufen
so viel herum, daß ich spontan appetit auf Huhn mit Cashewnüssen bekomme... mjamm :-)
Für so einen Kulturverwöhnten Mitteleuropäer wie mich allerdings ist das aber auch nur ein weiterer
kalter Steintempel von vielen. Und so bin ich schnell wieder weg.
Nein, ich hatte keinen Strafzettel am Auto, wieder Geld gespart :-)

Der jüdische Friedhof hingegen sieht vom Zaun aus interessant aus, aber mehr bekomme ich
auch nicht zu sehen: Geschlossen wegen Feiertag. Am Tor hängt ein Schild und ein Fahrradschloss.
Was denken die sich ? Ist doch ein Friedhof und kein Jahrmarkt! Oder gibts hier Aufseher die mit
Knüppeln auf dem Friedhof patrouillieren für den Fall, das ein paar Nazis vorbeikommen ?
Hmmm...
Nee, glaube ich eigentlich nicht. Seit ich die Elbe überquert habe, sehe ich in den Städten
so unheimlich viele Ölaugen rumlaufen... hier gibts ganz sicher keine Nazis...

Aber andererseits... so interessant ist das nun auch wieder nicht, und schliesslich will ich ja
heute noch nach Speyer! Und überhaupt... der Weg ist das Ziel!
Aber in Speyer erwartet mich auch nicht viel mehr als eine kalte Kirche und eine Gedenktafel
dort wo von 1100 bis 1534 der Judenhof war.



Hmmm.. okay, soviel zu Speyer. Etwas enttäuscht mache ich mich wieder auf den Weg
zu meinem Auto. Heidelberg und Strasbourg sollen meine nächsten beiden Ziele sein.
Deshalb suche ich mir meine nächste Unterkunft im näheren Umkreis von Heidelberg
und finde sie in der "schönen" Ortschaft Wilhelmsbur.. ähh nein, Wilhelmsfeld.
Und zwar in der Bergstraße... scheisse, wo bin ich denn hier gelandet ??!?!

Als ich in den Ort Wilhelmsfeld hineinfahre, denke ich noch an nix böses.
Rechts ab in eine Seitenstraße, muss wohl gleich da sein. In Heidelberg selbst hätte ich für
nur €199,-- im Hotel Europa absteigen können. Aber das wäre langweilig gewesen. Deshalb habe
ich mir die billigste Pension in der nähe rausgesucht, nämlich die Pension Sonnenhügel
Die Bergstraße führt, wie der Name schon sagt, am Berg entlang. Vorbei an der Pension Talblick,
deren Parkplatz gerammelt voll ist und die auf den ersten Blick und von außen betrachtet einen
sehr guten Eindruck macht. Naja, denke ich mir.. schöne Gegend, viele Touristen, mal sehen ob
die Pension Sonnenhügel hält, was der Name verspricht.

Mist, ich hätte doch ein Foto machen sollen.
Es geht Bergab mit der Bergstraße, Schilder von freilaufenden Kindern & Haustieren nötigen
mich zur Langsamfahrt. Naja, das und diese schrecklich enge und kaputte Straße.
Endlich angekommen stehe ich vor diesem schrecklich kleinen Haus mit dem Schild Pension
Sonnenhügel an der Straßenseite.

Okay, das Haus steht jetzt nicht direkt am Fuße des Hügels, aber man kann ihn von da aus sehen.
Aber immerhin, das Sonnenlicht kommt hier ungehindert herunter, immerhin.
Ich parke meinen blitzblanken Panzer also am Straßenrand und drücke auf den Klingelknopf neben
der Tür. Lange zeit passiert nix, aber als ich schon wieder an die "Pension Talblick" denke
meldet sich eine ältere Frau an der Sprechanlage. Keine drei Minuten später kommt sie angewackelt
und schließt die Tür zu dem Haus das offenbar nur für Gäste da ist auf.

Ein bischen gruselig ist das schon. Hinter der Haustür geht es im 90°-Winkel links ab in einen
unbeleuchteten fensterlosen Flur. Vier unterschiedliche große Zimmer und ein Bad & WC, welches
sich alle Gäste teilen müssen gibts hier. Naja, etwas heruntergekommen das alles und kann mit dem
Europahotel natürlich nicht konkurieren, aber halb so wild.

Dafür ist das Zimmer vollgepflastert mit diversen "Zettelchen" die mich sanft aber bestimmt ermahnen
den Mülleimer nicht für Getränkedose und Pfandflaschen zu benutzen, leise zu sein, den Fernseher
möglichst komplett stromlos abzuschalten usw...
Fast wie zu Hause. Im Block wo meine Übergangswohnung ist, gibt es auch jemanden der gerne
Zettel schreibt und sie überall anpint, oder seinen Nachbarn durch den Briefschlitz wirft.
Mir fällt leider kein origineller Kommentar ein, weshalb ich mich hier nicht verewige.


Sonntag, 12. April (Ostersonntag, Tag 3) - Heidelberg & Strasbourg

Der nächste tag beginnt mir drohendem Unheil. Im Zimmer nebenan scheint eine Familie mit 12 Kindern zu sein.
Jedenfalls dem geräschpegel nach zu urteilen. Angst verleiht Flügel, und so stehe ich schon um halb neun
vor dem Bauernhaus gegenüber, wo es Frühstück geben soll.

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...Fortsetzung folgt...

Montag, 13. April (Ostermontag, Tag 4) - Triberger Wasserfälle, Neustadt am Titisee, Konstanz am Bodensee

Dienstag, 14. April - Fischen im Allgäu & Nördlingen (Tag 5)

Mittwoch, 15. April - Nürnberg & Kyffhäuserdenkmal (Tag 6)

Donnerstag, 16. April - zurück nach Hamburg (Tag 7)



insgesammt zurückgelegt: 2.757 km



Die ganze Strecke auf Google Maps
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