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Kapitel 5:
"irgendwo anders"
Was war denn jetzt los? Eben noch kochte mein Hirn bei 90° in
meiner Badewanne, jetzt lag ich mit meinem nackten Arsch auf einer
scheisskalten und blitzblank polierten Stahltischplatte. Um mich herum
eine Atmosphäre aus dunkelgrüngelben Licht, ohne das wirklich eine
Lichtquelle erkennbar gewesen wäre. Der Raum hatte Ähnlichkeit mit
einer U-Bahnstation, nur etwas kleiner. Er war vielleicht 5-6 Meter sowohl
breit als auch hoch und die Wände waren tunnelrund. Ich musste spontan
an das Innere eines sehr großen U-Bootes denken.
Plötzlich gab es einen kurzen Ruck und ich bemerkte, daß ich auf einer
art Fliessband lag, das mindestens 50 meter lang bis zum Ende des Tunnels
führte. In der Reihe vor mir lagen noch mehrere andere reglose Körper,
aber alle hatten das große "Glück" in Ihren Kleidern weggebeamt worden
zu sein. Jetzt war klar, wo die vielen Menschen hin verschwunden waren.
Ich stieg vom Tisch und meine nackten Füße traten auf harten warmen
Kunststoffboden in den ein großes Fischgrätenmuster eingefräst worden
war. Der Boden war mit einer dunkelbraunen bis schwarzen Schicht
verkrustet, die durch das Wasser und den Schaum der langsam an mir
herunterlief aufgelöst wurden und sich in eine rutschige Masse entwickelte.
Links und rechts vom Fließband standen saubere Tische und Hocker.
Aber nirgends eine Hose, oder ein Handtuch, oder irgendetwas, was ich
wenigstens als Lendenschurz hätte verwenden können!
Aber wenigstens war es nicht kalt. Genaugenommen hatte der Raum
sogar Wohnzimmertemparatur. Und so ging ich das Fließband auf und ab,
um zu sehen ob noch jemand wach war. Wenn mich von jemand denen
fragen würde warum ich hier nackig rumlaufe, blieb mir nix als die Wahrheit
zu sagen: Gerade saß ich noch in meiner Wanne - und Plopp bin ich hier!
Doch keiner der vielen anderen Männer, Frauen und Kinder die hier lagen
war wach zu kriegen. Nicht durch kneifen, kitzeln, anbrüllen oder gar wachküssen.
Ich habe echt alles versucht! Auf dem Band hinter mir erschienen mit der Zeit weitere
schlafende oder besser bewusstlose Menschen. Und alle Augenblicke fuhr
das Band ein Stück weiter. Am Ende des Raumes führte das Fließband durch
ein Loch in der Wand, links und rechts daneben zwei große Doppeltüren.
Aber wenn Menschen auf klinisch sauberen Edelstahlplatten durch ein Loch
in der Wand fahren, löst das ein ungutes Gefühl in mir aus.
Deshalb hielt ich mich erstmal von diesem Teil des Raumes fern.
In meiner Verzweiflung jemanden wach zu kriegen rüttelte ich ziemlich heftig
an einem recht kräftig gebauten Mann in einem teueren Maßanzug. Ich riss
an seinen Klamotten, brüllte ihn an und schlug ihn sogar ein paar mal mit der
flachen Hand ins Gesicht. Aber nichts half, außer, naja.. der schwere Klops
fiel mir direkt vor die Füße.
Als ich ihn umdrehte, um ihm wenigstens seine Hose zu klauen, bemerkte ich
daß er ein Schulterhalfter unter seiner Jacke trug in dem eine 9mm
Beretta steckte.
Leider waren mir seine Schuhe zu groß, aber die Hose, die Jacke und natürlich
die Waffe passten dafür um so besser.
Aber ich hätte vorhin wohl besser nicht so einen Krach gemacht, denn jetzt
öffnete sich eine der Türen am Ende des Raumes. Herein kam ein etwa
50-jähriger Mann in einem weissen Kittel und einem Klemmbrett in seinem
linken Arm. Mit seinem fast kahlem Kopf und der runden Brille auf der Nase,
wirkte er fast wie ein Arzt. Aber irgend etwas stimmte nicht bei diesem Bild.
Es waren nicht die hochschaftigen glatten Nazistiefel die mich irritierten, oder
der scharfe Stechschritt mit dem er langsam entschlossen auf mich zu marschierte.
Nein, ich glaube es war die kleine blutverkrustete Keule in seiner rechten, die mich
nervös machte! Ich griff unter die Jacke und zog die Pistole aus dem Holster.
"DAS IST NAH GENUG!"
Bellte ich ihm in einem möglichst scharfen Ton, der mir unter diesen Umständen
überhaupt nicht schwerfiel entgegen, während ich die Waffe auf ihn richtete.
Das schien Ihn jedoch kaum zu beeindrucken.
Als er auf etwa 10 meter herangekommen war, schoss ich auf einen Punkt
vielleicht einen halben Meter oberhalb seiner Stirn.
Das erzeugte bei ihm aber nur ein süffisantes Lächeln.
Nagut, dachte ich mir, mal sehen ob Du immer noch grinst wenn ich Dir
die Eier wegschiesse, Du Arschloch!
Ich senkte den Lauf der Waffe auf eben diesen Punkt zwischen seinen Beinen,
ein weiterer Schuss krachte durch die Stille in dieser Halle und noch immer
wachte niemand auf. Aber anstatt der schmerzhafte Schreie von Dr. Mengele
und Fontänen von seinem Blut, sah ich einen lilafarbenen Schutzschild aufleuchten
als der Mann kaum noch 5 Meter von mir entfernt in meine Kugel hätte laufen sollen.
Zwei, drei mal schoss ich noch, bevor er unmittelbar vor mir stand und mich
mit seiner Keule hart und äußerst schmerzhaft am Schädel traf.
Es stimmt übrigens nicht, was man so im Film sieht. Der Held bekommt was
vor die Glocke, ist weg und kommt in der nächsten Szene wieder zu sich. Ich
war höchstens eine Sekunde weg, als die Keule wie eine schmerzhafte Granate
in meinem Gesicht explodierte und rote und gelbe Schmerzblitze durch meinen
Schädel schickte.
Ich habe noch voll mitbekommen wie mich dieses spindeldürre Arschloch packte
und auf das Fließband schmiss. Die Kanone hat er mir natürlich auch abgenommen,
Schutzschild hin oder her. Aber in so einem Moment kannst Du kaum klar denken,
geschweige denn Dich bewegen. Alle Deine Gedanken drehen sich nur um diesen
Schmerz!
Und so rollte ich, vor Schmerzen zusammengekrümmt in Embryonalhaltung, meinem
ungewissen Schicksal durch das Loch am Ende des Tunnels entgegen.
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